Grenzen kennen, setzen & akzeptieren in der Beziehung

Jeder Mensch hat Bedürfnisse.

Und alle Lebewesen haben ein Toleranzspektrum für Umwelteinflüsse. Das Toleranzspektrum wird bestimmt über die Frage: Wie viele Reize, Nährstoffe, Ressourcen etc. sollte der Organismus aufnehmen, um die Homöostase aufrechtzuerhalten? …das heißt, durch welche Menge an Reizen, Informationen, Ressourcen und Interaktion kann ein gesundes Gleichgewicht ermöglicht und aufrechterhalten werden?

Das Toleranzspektrum hat also ein Minimum (manchmal auch Nichts – ohne dem fehlt uns gar nichts) und ein Maximum. Was passiert, wenn Reize dieses Spektrum unter- oder überschreiten?

  • Mangel: zu wenig, um die Bedürfnisse zu erfüllen.
  • Grenzüberschreitung: zu viel, um unbeschadet, gesund und sicher zu bleiben.

In Liebesbeziehungen und Intimität, wie prinzipiell in jeder menschlichen Interaktion, kann auch das Toleranzspektrum eines Menschen verlassen werden.

Beispiel Mangel: Anika erfährt weniger Nähe, Sexualität und Aufmerksamkeit durch ihren Partner Fritz als ihre Bedürfnisse und ihr Verlangen Anika wünschen lassen. Sie ist frustriert, enttäuscht und Fritz ist genervt und überfordert.

Beispiel Grenzüberschreitung: Anika überfordert ihren Partner Fritz mit ihren Wünschen und bedrängt ihn mit sexuellem Verlangen. Im Extremfall beherrscht sie sich nicht und wird gewalttätig und beleidigend, um Fritz zu Sex zu drängen.
Anika ist wütend und von ihren Trieben gesteuert und bereut dies später und schämt sich später dafür. Fritz Grenzen werden überschritten, er fühlt sich körperlich und seelisch verletzt und ist dadurch unsicher, wütend, traurig und ängstlich.

Sinnvoller Umgang mit Bedürfnissen und Grenzen

  1. Selbstreflexion: Was sind meine Bedürfnisse und Grenzen?
  2. Körperwahrnehmung: Kontakt zu sich selbst aufnehmen und halten, sich auf den eigenen Organismus einstimmen, um zu spüren: Was brauche ich? Was fühlt sich gut an? Was fühlt sich nicht mehr gut an?
  3. Beziehungswahrnehmung: Was fühlt sich gut an im Kontakt zu anderen Menschen? Was wünsche ich mir im intimen Kontakt zu meinem Partner? Welche Art von Intimität möchte und möchte ich nicht? Was sind meine Bedürfnisse und Wünsche? Was möchte ich nicht im Kontakt, was überschreitet meine Grenzen?
  4. Gewaltfreie Kommunikation über Grenzen, Bedürfnisse und Wünsche
  5. Partnerwahl nach passender Kombination von Bedürfnissen und Grenzen
  6. Trauma-Integration, um frühere Grenzüberschreitungen heilen zu lassen

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