Definition Dilemma: Ein Dilemma ist ein Szenario mit zwei Entscheidungsoptionen, die beide zu einem ungewünschten Ergebnis führen.
In Konfliktsituationen kommt es häufig zu Dilemmata und dann kommen leicht Emotionen ins Spiel. Denn wenn ein Mensch nur zwischen unangenehmen Möglichkeiten wählen kann, entsteht Ärger, Wut oder Verzweiflung.
Lösung: Das Szenario und die Umstände so zu verändern, dass es in Zukunft weniger intensiv zu Dilemma kommen kann.
Doch was bedeutet das konkret für eine Beziehung und Partnerschaft, wenn Mann und Frau in einem Dilemma stecken?
Beispiel für ein Dilemma in einer Beziehung
Anika und Klaus haben unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und unterschiedliche Vorstellungen zu Unabhängigkeit und Fürsorge.
Schauen wir uns die Situation auf den folgenden vier Ebenen an:
Anika | Klaus | |
Situation | Anika verbringt viel Zeit mit dem Kind und wünscht sich eine kontinuierliche Verbindung zu dem Partner. | Klaus beschäftigt sich viel mit beruflichen Experimenten und sucht nach dem richtigen Fundament. Verbringt viel Zeit mit Freunden und Brüdern. |
Gedanken | „Geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn es meinem Partner emotional nicht gut geht, bin ich auch für ihn da.“ | „Regel doch deine Probleme alleine.“ „Ich möchte nicht ständig als ihr emotionales Pflaster herhalten.“ „Ich teile doch auch nicht jedes Wehwehchen mit, sondern mache es mit mir aus oder wenn es sein muss, mit meinen Freunden.“ |
Emotionen | Einsamkeit, Traurigkeit, Enttäuschung. Ärger über Ignoranz ihres Partners. Frustration. | Genervt. Verunsichert. Ist mit seinen eigenen Problemen ausgelastet. Frustration. |
Bedürfnisse im Dilemma | Nähe, Verbundenheit, Präsenz des Partners in schwierigen Situationen | Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Karriere |
Impulse an den Partner | „Zeig mir, dass ich dir wichtig bin, sonst suche ich mir jemanden anderen, der mir geben kann, was ich brauche.“ gepaart mit: „Ich liebe dich, bleib bei mir“ | „Hör auf mit dem albernen Verhalten und entschuldige dich für deine Launen und garantiere mir, dass du in Zukunft weniger labil bist, sonst kann ich nicht bei dir sein.“ gepaart mit „Ich hänge an dir.“ |
Und das ist nun das Dilemma: Beide Personen haben in einer zugespitzten keine zufriedenstellenden Handlungsmöglichkeiten mehr.
Anika fühlt sich in der Zwickmühle,
- sich selbst zu verleugnen, wenn sie sich Klaus‘ Wünschen nach „ihre Emotionen und Bedürfnisse zurückstellen“ richtet – oder:
- sich zu trennen bzw. zumindest erstmal ihre Erwartungen loszulassen, was andererseits ihrer Bindungssehnsucht widerspricht.
Klaus fühlt sich auch in einer Zwickmühle,
- er ist überfordert von Anikas Gefühlen und möchte sich darauf zurückziehen, obwohl er weiß, dass dies bei Anika weitere negative Emotionen auslöst und er sich eigentlich selbst nach Bindung sehnt,
- er möchte Zusicherungen von Anika über künftige Änderungen, die sie ihm aber nicht oder nur sehr eingeschränkt geben kann, da sie dies als Forderung nach Wesensänderung noch weiter unter Druck setzt.
Dilemma als normales Phänomen menschlicher Systeme
Menschen sind komplexe Systeme. Partnerschaften und Beziehungen von Menschen sind es damit erst recht. Sie führen zu Konflikten. Konflikte kann man sich vorstellen als Singularitäten in einem Landschaftsgraphen. Dort gibt es bestimmte Punkte, die einen unendlichen Wert annehmen.
Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Schlüssigkeit: Stellen wir uns vor, in einer Partnerbeziehung gibt es viele mögliche Szenarien der Interaktion, mit mal mehr mal weniger Harmonie. Es gibt dann Konfliktszenarien, in denen sich die Emotionen hochschaukeln. Durch die negativen Emotionen verengt sich meist die Sicht auf die Möglichkeiten und ein negatives Bild vom Gegenüber verhärtet sich.
Dann hilft es, das Szenario zu verändern, sodass mehr positive Seiten der Beziehung zum Vorschein kommen. Durch Lernen über den Partner, herzliche und entspannte Dialoge und eine Klärung der Erwartung aneinander hilft, Ressourcen und damit Resilienz die Beziehung aufzubauen. Ressourcen werden auch aufgebaut, wenn die Partner an ihren eigenen Fähigkeiten arbeiten, sich selbst und den anderen in Richtung Entspannung zu regulieren. Je mehr Ressourcen, desto mehr kann freigiebig an den Partner geschenkt und in die Beziehung investiert werden.
Eine sinnvolle Methode dafür ist Gewaltfreie Kommunikation. Entscheidend ist, dass der Dialog in einem emotional sicheren Zustand geführt wird ohne Sorge, erneut verletzt zu werden.